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eine Kurzgeschichte von
Manuel Glüheisen



Der Weg vor mir ist weiß. Wahrscheinlich von Schnee überseht.
Ich starre auf den Boden und sehe meine Fußabdrücke, die ich hinterlasse.
Wohin wollte ich denn noch gleich?
Ach ja – Michaela besuchen.
Doch der Weg nimmt ja gar kein Ende.
Ach nein!
Jetzt weiß ich auch warum.
Mein wahrer Weg führt in die Zukunft ...
Wie sah sie noch gleich aus? Hatte sie blaue oder schwarze Haare.
Oh man! Diese klirrende Kälte macht mir schon ganz schön zu schaffen:
Die Zukunft war doch was Zeitliches oder war es doch etwas, dass mit meinem Schicksal zu tun hat, wie Michaela???
...
Der Weg ist ja immer noch nicht zu ende
Jetzt blicke ich mich mal um
...
ich erkenne, dass ich mich hier nicht mehr auskenne.
Kenne kein Gesicht mehr, kein Haus, keine Strasse, kein gleiches Licht.
Na dann laufe ich einfach den Weg zurück, den ich kam.
Erkennbar an meinen hinterlassenen Fußspuren
Spuren im Schnee – gut, dass es sie gibt.
Aber was ist das? Jemand hatte die Straße gefegt und damit meine Spuren verwischt
Oh, diese schreckliche Kälte.
Ja, sie hatte rote, lange Haare und sie war reizvoll.
Alle begehrten sie – ich auch.
Ich wusste, dass ich viel von ihr zu erwarten hatte, aber sie erwartete auch viel von mir.
Die, die sie besonders gut kannte, durften sie Fortuna nennen.
Ich mochte diesen Namen nicht.
Ich nannte sie überhaupt nicht und ich brauche das auch nicht, denn
Sie ist immer für mich da.
Ich sehe eine Abzweigung und zwei Straßenschilder:
Interweg und Pessimismusstraße.
Konnte ich denn nicht noch woanders hin.
Ein kräftiger Windstoss ließ mich schnell entscheiden.
...
...
Interweg
Ich kenne sie gar nicht gut
Ich will sie auch vergessen, denn ich sollte sie nicht begehren.
Ihr Vater hieß – ja wie hieß er denn noch gleich?
...
...
Ich rutsche aus und muss mir irgendetwas geprellt haben, aber ich spüre es nicht.
Es ist zu kalt.
Ratio – das war sein Name
Er wollte es nicht – nicht, dass ich mit ihr zusammen bin.
Er wollte nur strebsame, Modelartige Roboter ...äh Roberts für sie.
Und ich finde sie passen auch besser zu ihr
...
...
...
Ich fühle meine Hand nicht mehr. Ich brauche bald eine gute Heizung.
Aber ich werde sie besuchen. Ich habe es versprochen!
Weil Michaela es so will, dass ich Fortuna besuche.
Nein! So nenne ich sie doch gar nicht.
...
...
...
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Nicht, dass sie unausstehlich ist.
Nicht von Natur aus
Ihre Mutter, Sozia heißt sie – schöner Name, nicht? –
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hat sie so erzogen
Sie wusste von ihrem Reiz
...
Sie ließ immer die Straßen fegen. Sie konnte Kälte nicht leiden
Ihre Mutter ließ aber immer die Heizung aus.
...
...
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Dadurch w...ar der Weg schnell weiß.
...äh...war...ich ... et—scho...schon da?
Nein, ich will doch zu--- Micha – hieß sie?
Ich weiß nicht. Diese schreckliche Kälte raubt mir noch meinen Verstand...
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Ein Glitzern schien durch Ihr Fenster. Sie fand es nicht schön.
Sie kannte es. Sie sah raus: Ein Eisklotz – sieht fast wie ein Mensch aus, der jemanden besuchen wollte –
Er neigt sich solange zu Boden bis er kippt
Ein Knallen und klirren – der Kälte entsprechend.
Zerfallend in tausend einzelne Teile.
Der graue Weg wird jetzt wieder weiß.

Sie nahm den Besen aus der Kammer und fegte den Weg, wie immer, wenn das Glitzern ihr Zimmer erhellt.